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Under Preview: Back home – die Saisonvorschau
1.Mannschaft /
Wenn man ein mehrstöckiges Gebäude betrachtet, schweift der Blick unweigerlich zu den obersten Etagen. In Abhängigkeit vom gewünschten Stockwerk freut man sich dann über einen Aufzug, aber oft ist der Weg nach oben schwieriger als das bloße Drücken eines Knopfes. Den Steelers – die häufig auch als Fahrstuhl-Verein betitelt wurden – ist das wohlbekannt. Die Bezeichnung ist nicht unberechtigt, da die Schwaben in den letzten fünf Jahren je zweimal auf- und abgestiegen sind. Daher sehnt man sich im Ellental nun auf und neben dem Eis vor allem nach Beständigkeit - am besten in der DEL2, in der die Steelers auf insgesamt fünf Meistertitel zurückblicken können und in der ewigen Tabelle weiterhin auf Rang 2 hinter den Ravensburg Tower Stars rangieren.
Zurück nach Hause kommen insgesamt zwölf Spieler aus dem Meisterkader der letzten Saison. Sie alle kehren mit vielen großartigen Erinnerungen an den Titelgewinn und das rauschende Fest in Bietigheim zurück. Das eingespielte Offensivduo McNeely & Preibisch sowie das Defensiv-Trio um Dronia, Schüle und Sturm waren Eckpfeiler der Meistermannschaft und auch als Führungsspieler wichtige Stützen. Top-Scorer Marek Racuk und Scharfschütze Bastian Eckl haben in der Oberliga restlos überzeugt, so dass beide auch in der DEL2 eine wichtige Rolle einnehmen werden. Wenn der groß gewachsene Tscheche ins gegnerische Drittel einläuft, benötigen die Verteidiger eher eine Angel als einen Schläger, um an die Scheibe zu kommen - so gekonnt schirmt Racuk die schwarze Hartgummischeibe ab. In der Oberliga wird so mancher Goalie froh sein, dass ihm die One-Timer von Eckl nicht mehr um die Ohren fliegen. Sie blieben auch zwei anderen DEL2-Klubs nicht verborgen, die ihre Fühler nach unserer Nummer 71 ausstreckten, aber zu spät: Die Tinte unter der Vertragsverlängerung war da schon fast trocken.
„Back home“ heißt es auch für Benjamin Zientek, der nach zwei Saisons in Landshut wieder das Trikot seiner Bietigheim Steelers überstreifen wird. An keiner Wirkungsstelle war „Zinie“ so erfolgreich wie hier, wo er stets durch enormen Kampfgeist, aggressive Zweikämpfe und flinke Beine bestach. Neben zwei Meisterschaften feierte der mittlerweile 31-Jährige seine punktbeste Saison in der DEL2 im Ellental. Außerdem kehrt Florian Mnich ins Gehäuse an der Schwarzwaldstraße zurück. Der talentierte Goalie stand zwar in der Saison 2023/24 bereits im Kader, konnte verletzungsbedingt jedoch kein Spiel für die Stählernen bestreiten. Zuletzt kämpfte sich der Schlussmann in Crimmitschau zurück und möchte nun an seine äußerst vielversprechenden Leistungen im Nachwuchs der Adler Mannheim anknüpfen.
Das Zünglein an der Waage sind für gewöhnlich die Kontingentspieler. Mit Jack Dugan ging den Schwaben ein stark umworbener Goalgetter ins Netz. Noch vor einem Jahr stand er bei einem bayrischen DEL-Klub auf dem Zettel und zuletzt wurde er auch mit zwei Top-Klubs aus der DEL2 in Verbindung gebracht. Der robuste Rechtsschütze gehörte in den vergangenen Jahren zu den besten Angreifern der ECHL und gilt als absoluter Unterschiedsspieler. Als er 2017 im NHL-Draft von den Las Vegas Knights ausgewählt wurde, verglich so mancher seine Spielweise mit der des Star-Stürmers Mark Stone. Nach einer eindrucksvollen ersten Saison im Farmteam der Henderson Silver Knights warf ihn eine Verletzung zurück und er verschwand für die NHL vom Radar.
Mit ähnlich starken Scoring-Werten glänzte Brett Kemp in seiner ECHL-Zeit bei den Greenville Swamp Rabbits. Zuletzt bremste den Center bei seiner letzten Station in Wien aber eine Unterkörperverletzung aus. Der Power-Play-Spezialist gilt als kluger Spieler, der Situationen und Laufwege seiner Mitspieler lesen kann. Auch er durfte im Trainingscamp der Los Angeles Kings bereits NHL-Luft schnuppern. Sein künftiger Sturmpartner Alex Dostie war wie er in Kalifornien beheimatet. Nachdem er von den Anaheim Ducks gedraftet wurde, war der Außenstürmer ganze fünf Spielzeiten für deren Farmteam, die San Diego Gulls, aktiv. Seinen Durchbruch feierte der mittlerweile 28-jährige Kanadier dann in Norwegen - zunächst in Fredrikstad und schließlich im Top-Team aus Valerenga, mit dem er das Liga-Finale erreichte. Seine Leistungen führten anschließend zu einem Engagement in der finnischen Top-Liga, in der er beachtliche 27 Scorerpunkte sammelte.
Das Anforderungsprofil, das Headcoach Alexander Dück für seine Neuzugänge definiert hat, war bereits in der vergangenen Saison erkennbar. Entweder der Spieler bringt eine körperliche Robustheit mit oder er verfügt über eine gewisse Zweikampfhärte. Vorausgesetzt wird zudem, dass es sich um sogenannte Zwei-Wege-Spieler handelt, die der Mannschaft gleichzeitig im Offensiv- als auch im Defensivspiel einen Mehrwert bieten. Der Prototyp eines solchen Spielers ist Center Tamas Kanya, der nicht nur als Spielgestalter, sondern auch defensiv im Penalty-Killing und Back-Checking wichtige Aufgaben übernimmt. Im Defensivverbund gilt Neuzugang Arne Uplegger ebenfalls als ein derartiger Spielertyp, der sowohl über ein ruhiges Aufbauspiel mit einem guten Eröffnungspass verfügt, als auch robust im Zweikampf und zuverlässig im Positionsspiel ist. Darüber hinaus hat der amtierende DEL2-Meister aus Dresden einen weiteren Benefit im Gepäck: Mit seinem Podcast „Eis und Leben“, den er gemeinsam mit Danny aus den Birken veröffentlicht, gibt es wöchentlich was auf die Ohren.
Drei Gründe, warum die Steelers sich in der DEL2 etablieren:
- Olafr Schmidt kann auch in der zweithöchsten Spielklasse seine starken Leistungen der Vorsaison bestätigen und so manche Spiele lange ausgeglichen halten. Dies gibt den Steelers bis in die „Crunch-Time“ hinein die Chance, das eine oder andere Spiel für sich zu entscheiden.
- In solchen Momenten kommt es dann vor allem auf den US-Boy Jack Dugan an. Dieser wird wie auch in der ECHL am Ende der Saison zu den Top-5-Scorern der DEL2 gehören und einige enge Partien zugunsten der Steelers entscheiden.
- Die Festung Ellental bleibt nicht nur durch die leidenschaftliche und aggressive Spielweise der Steelers für jeden Gegner ein unangenehmes Terrain. Die Euphorie auf den Rängen bleibt ungebrochen und verwandelt die EgeTrans Arena wöchentlich zum Hexenkessel.
von Markus Willrett