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Under Review: Ganz oft dran, aber zu selten drin

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Under Review: Ganz oft dran, aber zu selten drin

Sechs Spiele, zwei Zähler, Tabellenplatz 14: Die nackten Zahlen zeichnen ein tristes Bild. Doch wer die Bietigheim Steelers in den ersten Wochen der DEL2 beobachtet hat, erkennt schnell – die Auftritte sind besser, als es die Statistik vermuten lässt. Knappe Niederlagen gegen Favoriten wie Kassel, Rosenheim oder Ravensburg zeigen: Die Steelers sind konkurrenzfähig, scheitern aber regelmäßig an der eigenen Chancenverwertung.

Zum Saisonauftakt gastierten die Kassel Huskies im Ellental – ein Duell David gegen Goliath. Und tatsächlich musste der Favorit alles investieren, um die Punkte mitzunehmen. Gerade im ersten Abschnitt erspielten sich die Hausherren gute Möglichkeiten und zwangen Kassels Schlussmann Philipp Maurer zu mehreren Glanzparaden. Einmal rettete sogar nur die Latte gegen Jack Dugan. Trotz der verdienten 1:0-Führung mussten sich die Steelers durch einen Gegentreffer knapp eine Minute vor Schluss geschlagen geben und scheiterten am Ende an einem grandios aufgelegten Maurer und der eigenen Chancenverwertung.

Zwei Tage später gastierten die Steelers in der Lausitz und führten bereits nach 12 Minuten durch Treffer von Bastian Eckl und Tyler McNeely mit 2:0. Während die eigenen Überzahlmöglichkeiten ungenutzt blieben, entschied ein Treffer im Powerplay das Spiel zugunsten der Füchse. Beim darauffolgenden Gastspiel in Kaufbeuren musste man zunächst einem 0:2-Rückstand hinterherlaufen. Durch einen Doppelpack von Top-Stürmer Jack Dugan erkämpfte sich das Team die Overtime und schließlich das Penaltyschießen, in dem Brett Kemp und Olafr Schmidt die Nerven behielten und so den ersten Saisonsieg klarmachten.

Der Ausfall der beiden Torjäger Alex Dostie und Mike Fischer in den Partien gegen die Top-Teams aus Rosenheim und Ravensburg wog schwer. Dennoch konnte man sich in beiden Spielen erneut ein Chancenplus herausspielen, und ungeachtet der Empty-Net-Goals war man bis auf ein Tor dran. Auch beim Baden-Württemberg-Derby im Breisgau hatte man nach einem schnellen und intensiven Spiel das Nachsehen und verlor nur knapp mit 3:4.

Fazit nach sechs Spielen: Die Steelers können generell in der Liga mithalten – die entscheidenden Punkte gegen direkte Konkurrenten fehlen allerdings noch. Um das Saisonziel zu erreichen, muss man jedoch gegen Teams wie Lausitz und Freiburg punkten. Das Team von Alexander Dück bewies wiederholt, dass es resilient genug ist, um auch nach einem Rückstand zurück ins Spiel zu kommen und sich zahlreiche gute Möglichkeiten zu erspielen.

Das in der Vorbereitung vielversprechend wirkende Powerplay konnte sich in den Pflichtspielen nicht wie erhofft entfalten. Nur 15 % der Überzahlsituationen konnten genutzt werden. Mit insgesamt 206 abgefeuerten Schüssen gehört man zwar zu den Top-Teams der Liga, doch die Chancenverwertung bleibt das größte Manko: Nur 8 % der Abschlüsse landen im gegnerischen Netz und damit nur jeder 13. Schuss – das ist ligaweit der schlechteste Wert. Im Vergleich dazu findet jeder 7. Abschluss des Gegners den Weg ins Ziel hinter dem Goalie-Duo Schmidt und Mnich. Das bedeutet gemeinsam mit dem EC Bad Nauheim die meisten Gegentreffer.

Angesichts der Personalsituation (bereits zum Spiel gegen die Towerstars fehlte auch noch Joshua Rust verletzungsbedingt, beim Spiel in Freiburg kam während des WarmUps auch noch der Ausfall von Bastian Eckl hinzu) kann man der „kurzen Bank“ der verbliebenen Akteure wenig Vorwürfe machen. Schließlich sind für kaum ein DEL2-Team mehrere gleichzeitige Ausfälle adhoc kompensierbar. Für einen Aufsteiger mit eingeschränktem finanziellem Spielraum wiegt dieser Umstand noch schwerer. Die Steelers sondieren deshalb den Markt nach einem Angreifer mit deutschem Pass. Gleichzeitig hofft man auf eine schnelle Rückkehr bei den Verletzten, um der Offensive mehr Durchschlagskraft zu verleihen.

Die Highlights im September:

Jack Dugan: Der US-Boy bestätigt sein Prädikat als Top-Stürmer und gehört bereits jetzt mit 5 Treffern zu den gefährlichsten Angreifern der DEL2. Obwohl er durch die Verletzungen wechselnde Nebenleute hatte, konnte der schussgewaltige Angreifer auf ganzer Linie überzeugen. Dugan hat das Potenzial, ein Star in der Liga zu werden.

Dauerbrenner: Mit einer Eiszeit von über 20 Minuten gehören Marek Racuk (124:07 Min.) und Brett Kemp (124:53 Min.) zu den Dauerbrennern der Liga. Keine Stürmer sind länger auf dem Eis als die beiden groß gewachsenen Angreifer.

DRK-Aktion: Zugunsten des Deutschen Roten Kreuzes Bietigheim-Bissingen wurden die Pre-Season-Trikots bis zum 25. September versteigert. Dabei kam eine beträchtliche Summe von über 3.600 € für den wohltätigen Zweck zusammen – ein Beleg für die langjährige Verbundenheit zum städtischen DRK.

von Markus Willrett